ALFRED HÄNDEL

Alfred Händel (Foto: Helga Mezger)
Alfred Händel (Foto: Helga Mezger)

 

Alfred Händel wurde am 22. Dezember 1909 in Heilbronn geboren.

 

Seine Eltern waren der Bäckermeister Karl Friedrich Händel (*1880 in Hohenstein  1952 in Bietigheim) und Christiane Pauline geborene Pfost (*1879 in Besigheim  1970). Die beiden haben am 10. August 1905 in Besigheim geheiratet. Der Vater von Christiane Pauline Pfost war Johannes Pfost, Küfermeister in Besigheim, Wohnung und Werkstatt befanden sich in der Vorstadt 15.

 

Die Eheleute Händel betrieben eine eigene Bäckerei zuerst in Heilbronn und ab 1911 in Besigheim in der Turmstraße.

 

Die Geschwister von Alfred waren:

 

1.Paula Anna, geboren am 19. Juni 1906 in Heilbronn

 

2.Frida Elsa, geboren am 18. Juli 1907 in Heilbronn

 

3.Martha, geboren am 27. Dezember 1912 in Besigheim und am selben Tag verstorben

 

 

 

Meldekarte der Stadt Besigheim:

 

Händel, Alfred Karl

 

geboren am 22. Dezember 1909 in Heilbronn

 

gestorben am 15. Juli 1940 in Hartheim/Linz

 

Kaufmann, evangelisch, ledig, deutsch

 

 

 

 

 

Alfred Händel ist in Besigheim aufgewachsen. Zuerst hat die Familie in der Turmstraße gewohnt später dann im eigenen Haus in der Vorstadt 19. Alfred besuchte die Volksschule in Besigheim und danach die Realschule. Am 8. April 1923 wird er zusammen mit weiteren 83 Mädchen und Buben in der Stadtkirche konfirmiert. Auch sein langjähriger Freund Adolf Rumbolz ist dabei.

 

 

links Alfred rechts sein Freund Adolf Rumbolz (Foto: Bernhard Rumbolz)
links Alfred rechts sein Freund Adolf Rumbolz (Foto: Bernhard Rumbolz)

Er absolvierte eine kaufmännische Lehre in Heilbronn. Nach der Lehre wechselte er zu der in Bietigheim ansässigen Glasschleiferei Frey. Bis zum Ausbruch seiner Krankheit im Jahr 1933 war er auch dort beschäftigt.

Seine Schwester Paula macht bei der Aufnahme in die Universitäts-Nervenklinik in Tübingen im Mai 1933 über Alfred noch weitere Angaben: “….früher immer gesund. Er war eher zurückhaltend. Las sehr viel. Seine Stube war voll Bücher. Kam mit allen Leuten gut aus. War fleissig und brauchbar...".

 

 

Nach einer Auseinandersetzung mit seinem Chef wegen eines Schreibfräuleins geht Alfred nicht mehr zur Arbeit. Seine Schwester Paula gibt weiter an: „….Seither ist Alfred verändert. Sinniert, spricht nicht mehr, starrt vor sich hin, kann nachts nicht schlafen…“.

 

Alfred Händel wird stationär am 20. Mai 1933 in die Universitäts-Nervenklinik in Tübingen aufgenommen. Laut Krankenbericht ist er anfangs kaum ansprechbar, was sich aber merklich ändert. Schon im August schreibt er an seine Eltern einen Brief und bedankt sich für Kirschen und Grüße.

 

Notiz im Krankenblatt von Alfred Händel vom 2. August 1933:

 

„Bei der heutigen Abendvisite nahm Patient eine völlig andere Haltung ein.

 

Daraufhin erzählte er vollständig genau und chronologisch richtig seine Einlieferung hierher, berichtete über seinen Lebenslauf, über seine Familie und dergleichen mehr. Man merkte sofort die bewusste Tendenz des Patienten durch diese genaue Berichterstattung den Eindruck des Gesunden machen zu wollen.“  

 

Im September erkundigt Alfred sich in einem Brief an seinen Vater, ob alle gesund sind.

 

Laut den Eintragungen im Krankenblatt geht es Alfred Händel mal besser und dann wieder schlechter.

 

„Wegen großer Unruhe wird H. auf den D-Saal verlegt und dort sofort ins Bad gebracht“.

 

Am 3. Februar 1934 wird er in die Heilanstalt Weinsberg verlegt. Der Akte der Heilanstalt Weinsberg vom 3. Februar 1934 entnehmen wir, dass Alfred Händel zu diesem Zeitpunkt bei einer Größe von 1,76 m nur noch 52 kg wiegt. Seine Hautfarbe wird mit blass beschrieben. Als ungeheilt wird er am 14. Februar 1934 nach Hause entlassen.

 

Auf Ansuchen der Angehörigen wird Alfred Händel am 18. Januar 1936 erneut ohne vorherige Genesung mit der Diagnose Schizophrenie in Weinsberg aufgenommen.

 

Am 6. Februar 1936 kommt eine Anfrage aus der Heilanstalt Weinsberg beim Besigheimer Gesundheitsamt an, ob eine Unfruchtbarmachung durchgeführt sei. Oberamtsarzt Villinger antwortet zwei Tage später: „Die Unfruchtbarmachung des Alfred Händel ist bereits durchgeführt, das Verfahren ist abgeschlossen.“ (Bundesarchiv Berlin)

 

 

 

Austritt den 21.6.1940 ungeheilt  verlegt

 

 

 

Alfred Händel ist nicht am 15. Juli 1940 und auch nicht in Hartheim/Linz gestorben.

 

 

 

ALFRED HÄNDEL

 

wurde am 21. Juni 1940 von der Heilanstalt Weinsberg

 

in die Tötungsanstalt Grafeneck deportiert.

 

Er wurde in Grafeneck noch am selben Tag vergast.

 

 

 

Sein Name findet sich im Gedenkbuch der Gedenkstätte Grafeneck.

 

Für Alfred Händel verlegte Gunter Demnig am 19. September 2012 in der Vorstadt 19 einen Stolperstein.

 

Helga und Hans Mezger übernahmen die Patenschaft für den Stein.

 

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